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21.09.2015 Newsroom

Die Auswirkungen der Quoteneinführung auf den Markt für Kälte- und Klimatechnik

Durch die neue F-Gas-II Verordnung wird ein neuer Mechanismus eingeführt, durch den bis 2030 der H-FKW Verbrauch zur Verringerung der Emission fluorierter Treibhausgase schrittweise reduziert werden soll. Diese schrittweise Reduzierung, die so genannte „Phase Down“, hat umfassende Auswirkungen auf die Industrieder Thermodynamik, die sich hinsichtlich der Verwendung fluorierter Gase sehr schnell umstellen muss.
 

Alain Lelièvre-Damit, Einkaufsleiter für Kältemittel und Koordinator von Climalife in Europa, erklärt uns genau, welche Herausforderungen die Verordnung 517/2014 EG über die Inverkehrbringung von Kältemittelmengen mit sich bringt.

 

 

Herr Lelièvre-Damit, können Sie uns in wenigen Worten erklären, was gemäß der neuen sogenannten F-Gas-II-Verordnung eine Quote ist?

A.L.D.: Eine Quote ist die Gesamtmenge an H-KFW-Kältemitteln in Tonnen CO2-Äquivalent, die Hersteller und Importeure in Verkehr bringen dürfen. Ende 2014 hat die Europäische Kommission jedem Hersteller oder Importeur eine Jahresquote für die Inverkehrbringung zugewiesen, die bis 2030 degressiv abnimmt.

 

Auf welcher Grundlage hat die Europäische Kommission die Quoten zugewiesen?

A.L.D.: Die Zuweisung der Quoten entspricht der durchschnittlichen Menge sämtlicher Arten von H-FKW in CO2-Äquivalent, die zwischen 2009 und 2012 auf dem Markt der Europäischen Union in Verkehr gebracht wurden.
Die Berechnung erfolgte auf der Grundlage der von den H-FKW-Herstellern und Importeuren angegebenen Daten (entsprechend Artikel 6 der vorherigen F-Gas-Verordnung 842/2006), die von der Europäischen Umweltagentur zusammengestellt wurden. Dies entspricht ungefähr 180 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Der durchschnittliche GWPWert eines Kältemittels, unabhängig von der Anwendung, liegt bei 2000, dies entspricht einem Volumen von 90 000 Tonnen.

 

Können Unternehmen, die Kältemittel einsetzen, weiterhin über dieselbe Menge H-KFW verfügen, wie in den vergangenen Jahren?

 A.L.D. : Man muss verstehen, dass die neue Verordnung die Verringerung der Auswirkungen auf die Erderwärmung zum Ziel hat. Durch die Verwendung dieser neuen Maßzahl Tonne CO2-Äquivalent (entsprechend dem Gewicht in kg eines Kältemittels multipliziert mit seinen GWP-Wert) wird klar, dass die Hersteller und Importeure die Produktmengen, die sie in den nächsten Jahren in Verkehr bringen werden, genau auswählen müssen. Wenn ein Hersteller/ Importeur 100 kg R-404A mit einem GWP-Wert von 3922 in Verkehr bringt, dann verbraucht er 392,2 Tonnen CO2-Äquivalent seiner Quote. Bringt er ein Kältemittel mit einem niedrigeren GWP-Wert in Verkehr, wie z. B. das R-448A mit einem GWP-Wert von 1387, dann verbraucht er nur 138,7 Tonnen CO2-Äquivalent. Aufgrund der umfassenden Phase Down ab 2018, also eine Reduzierung der in Verkehr gebrachten H-FKW in Tonnen CO2-Äquivalent von 37 %, kann stark davon ausgegangen werden, dass die Verfügbarkeit der Produkte mit einem hohen GWP-Wert, wie z. B. das R-404A und das R-507A, signifikant zurückgehen wird. Das Angebot an diesen Kältemitteln wird in den nächsten 3 Jahren, weit vor dem Verbot dieser Mittel ab 2020, stark rückläufig sein.

 

Hat die Quoteneinführung nur Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Kältemitteln oder hat sie noch weitere Folgen?

A.L.D.: Hinsichtlich der gewährten Quoten und der eingeführten Maßzahl CO2-Äquivalent liegt es auf der Hand, dass ein Produkt, mehr Tonnen CO2-Äquivalent verbraucht, künftig weniger auf dem Markt erhältlich sein wird. Hierauf habe ich ja bereits hingewiesen. Und wie wir alle wissen, ist ein schwer erhältliches Produkt immer teurer als ein Standard-Produkt. Es sind übrigens jetzt schon Preiserhöhungen der Hersteller von fluorierten Gasen auf dem europäischen Markt festzustellen.

 

Wie sollte man vorgehen, um bestehende Anlagen, die H-FKW verwenden, auf Dauer zu sichern?

A.L.D.: Es gibt bereits Lösungen für den Ersatz von Kältemitteln mit einem hohen GWP-Wert, die sich bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt bewährt haben. Das Perfomax® LT (R-407F), ein Substitut für R-404A, ist hierfür ein gutes Beispiel. Climalife, ein Unternehmen, das immer eine Vorreiterrolle eingenommen hat, war eines der ersten Unternehmen, das Performax® LT angeboten
hat, ein Produkt, das die erste Alternative mit einem niedrigeren GWP-Wert zum R-404A war. Dieses Kältemittel wird bereits umfassend in gewerblichen und nicht gewerblichen Kälteanlagen verwendet. Sein GWP-Wert von 1825 ist um mehr als 50 % niedriger als der des R-404A, der bei 3922 liegt. Die Erfahrungsrückflüsse sind sehr zufriedenstellend. Das Produkt ist bei einer
Umrüstung leicht zu verwenden und die Investitionskosten sind gering. Um schon im Vorfeld auf die Verordnung zu reagieren und um den Bedürfnissen der Unternehmen zu entsprechen, wurden parallel dazu von den Herstellern neue HFO/H-FKW mit niedrigerem GWP-Wert entwickelt. Auch sie sind künftig auf dem Markt erhältlich und entsprechen den Verbotskriterien der  F-Gas-II. Diese neuen Lösungen bieten ferner den Vorteil, dass sie energetisch effizienter sind, ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium, das von den Kälteanlagenbauern zu berücksichtigen ist. Wir empfehlen schon jetzt Kältemittel mit hohem GWP-Wert in Altanlagen unter Beachtung folgender Grundregel auszutauschen: Es werden nur Anlagen in gutem Zustand umgerüstet, deren Betrieb und Leistungen zufriedenstellend sind. Vorrangiges Ziel ist die Verlängerung der Lebensdauer der Anlage unter Weiterverwendung möglichst vieler oder sämtlicher Bauteile, um somit die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen zu verringern, die Investitionskosten zu begrenzen und die Amortisierung neuerer Anlagen zu gewährleisten. Mit dieser Lösung sollen den Anforderungen entsprechende  thermodynamische Leistungen erzielt werden. Vor einem Drop-In oder einer Umrüstung auf Mischungen auf H-FKW-Basis sind zunächst eine Diagnose und eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Climalife unterstützt seine Kunden beim Testen dieser neuen Moleküle für ihre Systeme und gibt sein technisches Know-how weiter, um sie bei der Auswahl des für ihre Anforderungen und Anwendungsfälle am besten geeigneten Kältemittels zu beraten.

 

Und was empfehlen Sie künftig für Neuanlagen?
A.L.D. : Heute sind viele verschiedene Molekülarten auf dem Markt erhältlich. Nicht entflammbare Produkte mit hoher oder niedriger
Entflammbarkeit, fluorierte oder nicht fluorierte Produkte, nicht toxische oder hoch toxische Produkte, Produkte mit hohem und mit  niedrigem Druck, es gibt kein Standardmolekül, das sämtlichen Anwendungen in den Bereichen Kälte und Klimatisierung entspricht. Beim Bau einer neuen Anlage ist das Kältemittel genau auszulegen, wobei bestimmte technische, wirtschaftliche und ökologische Parameter in Bezug auf die Anwendung zu berücksichtigen sind.
Das optimale Kältemittel kann anhand mehrere Kriterien ausgewählt werden. Besonders zu berücksichtigen sind:

• der GWP-Wert des Kältemittels
• die Kälteproduktionsauflagen
• die Energieeffizienz
• der Einsatz des ausgewählten Mittels
• die Sicherheit
• der Investitionsertrag.

 

 

Wie Sie uns gerade erklärt haben, bringt der neue Phase Down-Mechanismus für die Industrie der Thermodynamik viele Veränderungen. Wie wird sich dieser Übergang in den nächsten Jahren auswirken?
A.L.D. : Der Markt der Kältetechnik unterliegt nicht zum ersten Mal grundlegenden Veränderungen. Bei seiner Entstehung im Jahre 1830 wurden besonders gefährliche Produkte verwendet, die nur schwer zu beherrschen oder wenig leistungsfähig waren (NH3, SO2, CCl4, H2O, …) und die hauptsächlich zur Konservierung von Lebensmitteln dienten. Die nach und nach eingeführten Vorschriften haben den Markt grundlegend verändert und es mussten praktikable und leicht anzuwendende Lösungen gefunden werden, um die noch in einwandfreiem Zustand befindlichen Anlagen dauerhaft weiter betreiben zu können. Wir haben den Ersatz der FCKW durch H-FCKW erlebt, dann den Ersatz der H-FCKW durch H-FKW und heute werden die H-FKW durch HFO und andere Technologien ersetzt. Jede Veränderung bietet Möglichkeiten und Innovationen für sämtliche Akteure. Die Industrie der Thermodynamik muss sich folglich anpassen und zwar schnell. Es kann nicht erst das schicksalhafte Datum 2020 abgewartet werden, denn dann ist es zu spät!

 

Abschließend noch eine Frage: Welche Maßnahmen haben Sie als Marktführer des Kältemittelvertriebs auf dem europäischen Markt eingeführt, um Ihre Kunden beim Umstieg zu unterstützen?

A. L. D.: Seit 2010 haben wir zusätzliche Ressourcen entwickelt, um dieser Vorschrift vorzugreifen. Wir haben bereits im Vorfeld Kältemittel mit niedrigerem GWP-Wert wie z. B. Performax® LT, Solstice® ze oder auch R-448A auf den Markt gebracht und parallel dazu unser Gesamtangebot an Lösungen im Bereich Kälte- und Wärmeträger, Kältemaschinenöl, Ausrüstungen für die Ermittlung von Leckagen erweitert, um somit diesen Wechsel vollziehen zu können. Des Weiteren nehmen wir aktiv an verschiedenen Fachveranstaltungen in Europa teil, um Installateure und Endverbraucher über die kommenden neuen Produkte zu informieren und um Ihnen unser Know-how weiterzugeben. Wir veranstalten zusammen mit unseren Lieferanten unsere eigenen technischen Fachtagungen, um unseren Kunden konkret die Umsetzung der neuen Lösungen ihren Anforderungen entsprechend zu erklären. Außerdem bieten wir einen Modellierungsservice an, damit für Neu- oder Altanlagen verschiedene Lösungen untereinander verglichen werden können. Um den Fachleuten der Kälte-, Klima- und Heizungstechnik sowie der erneuerbaren Energien ihre tägliche Arbeit zu erleichtern, hat Climalife eine Smartphone-App namens „F-Gas Solutions“ entwickelt. Diese einfache, didaktische und kostenlose App nimmt der F-Gas-II-Verordnung ihre Komplexität und liefert mit nur wenigen Klicks Lösungen.

 

   

ALAIN LELIÈVRE DAMIT, EINKAUFSLEITER FÜR KÄLTEMITTEL UND KOORDINATOR VON CLIMALIFE IN EUROPA